Esdaile

Buch Mesmerism in india von esdaile: Einen Bericht über seine aufsehenerregenden Operationen (wie Entfernung eines großen Tumors, Amputationen) gibt Esdaile in seinem Buch von 1846. Siehe auch Auszüge aus dem Werk Esdailes in der Bibliothek

Die Verwendung des animalischen Magnetismus als Anästhetikum bei chirurgischen Eingriffen erreichte ihren Höhepunkt mit der chirurgischen Praxis des schottischen Arztes James Esdaile (1808 - 1859). Esdaile wurde 1845 als Angestellter der East India Company Leiter eines kleinen Krankenhauses in Hooghly in Bengalen ( ca. 40 km nördlich von Kalkutta). Obwohl er nie die Anwendung des Mesmerismus gelernt hatte bzw. persönlich erfahren hatte, setzte er ihn als Anästhetikum allein aufgrund dessen, was er über Mesmerismus gelesen bzw. gehört hatte, ein und hatte dabei großen Erfolg. In seinem Buch von 1846 "Mesmerism in India and its practical application in surgery and medicine" 1) berichtet er öfter über die - in mesmerischer Anästhesie erfolgte - chirurgische Reduktion des Hodensacks (scrotum), der nach Befall von Fadenwürmern (Filariose) enorm anwachsen konnte. In einem Fall entfernte er einen "scrotum-Tumor" von über 50 kg. Dabei fiel ihm auf, daß der Blutfluß bei "mesmerischer" Operation deutlich geringer ausfiel als ohne Mesmerismus (was auch schon Elliotson berichtet hatte und heute auch von Zahnärzten berichtet wird, die Hypnose zur schmerzlosen Zahnextraktion einsetzen (Schmierer, 1993 2) ). Neben der chirugischen Reduktion des scrotums berichtet er auch über die Amputation von Gliedmaßen und anderen Operationen. Da Esdaile gesundheitliche Probleme hatte, überließ er die ermüdende Mesmerisierung seiner Patienten - oft mehrere Stunden am Tag für bis zu 12 Tagen - überwiegend seinen Helfern und führte nur die Operation durch.
Im April 1846, nach 102 Operationen mit Mesmerismus, sandte er einen Bericht zur lokalen Regierung. Daraufhin berief der "Deputy Governor of Bengal", Sir Henry Maddock ein siebenköpfiges Komitee zur Prüfung der Behauptungen von Esdaile ein. Esdaile führte vor den Mitgliedern des Komitees einige Operationen mit mesmerischer Anästhesie vor, die das Komitee letztlich überzeugten. Später wurde seine Arbeit auch vom Generalgouverneur von Indien, Lord Dalhousie, anerkannt und er konnte ein mesmerisches Krankenhaus in Kalkutta eröffnen. Auch nach 1848, nachdem die Anästhesie mittels Äther bzw. Chloroform in Indien eingeführt worden war, war Esdaile von den Vorteilen der mesmerischen Anästhesie überzeugt, da sie einen weitaus geringeren Blutfluß zur Folge hatte als die pharmakologische Anästhesie. Nachdem Esdaile seine 20jährige Dienstzeit für die East India Company absolviert hatte, kehrte er nach Großbritannien zurück, wo er den Mesmerismus nicht mehr weiter für medizinische Zwecke einsetzte

In Süddeutschland fand der animalische Magnetismus Beachtung aufgrund des Interesses, das der Markgraf von Baden, Karl-Friedrich am animalischen Magnetismus hatte. Er schickte den Karlsruher Physikprofessor J.L. Böckmann (1741-1802) nach Straßburg, um dort die Puységursche Technik in der Straßburger Harmonie zu lernen. Böckmann, zunächst dem Magnetismus gegenüber ablehnend eingestellt, ließ sich von den therapeutischen Erfolgen, deren Zeuge er in Straßburg wurde, überzeugen. Er gründete nach seiner Rückkehr das Archiv für Magnetismus und Somnambulismus. Aufgrund seiner eigenen therapeutischen Arbeit favorisierte er später den Mesmerismus (er arbeitete u.a. mit Stahlstäben) gegenüber dem Puységurschen Vorgehen, das seiner Meinung nach zuviel Gewicht auf psychische Faktoren legte.

Ein weiterer wichtiger Vertreter des frühen deutschen Magnetismus war Eberhard Gmelin (1751-1809), ein Arzt aus Heilbronn, der ebenfalls einflußreiche Bücher zum animalischen Magnetismus veröffentlichte 5) und der vermutlich über die magnetischen Aktivitäten in Baden zum Magnetismus fand. Seine Bücher machten Eindruck auf den medizinischen Direktor der Charité in Berlin, Professor C.G. Selle (1748-1800), so daß sich auch in Berlin eine magnetische "Szene" entwickelte..
Das Archiv für den thierischen Magnetismus, das in 12 Bänden zwischen 1817 und 1824 erschien, war dann später das seriöse Sprachrohr des animalischen Magnetismus in Deutschland. Es wurde von den Universitätsprofessoren Eschenmayer, Kieser und Nasse (später ersetzt durch den Botaniker C.G.Nees von Esenbeck) herausgegeben

Literatur:
1) Esdaile, J. (1846)." Mesmerism in India, and Its Practical Application in Surgery and Medicine." London, Longman, Brown, Green and Longmans.
2) Schmierer, A. (1993). Eine Einführung in die zahnärztliche Hypnose. Berlin: Quintessenz.