Bernheim

Der große Gegenspieler von Charcot war Bernheim, der Kopf der Schule von Nancy. Anders als Charcot, der hypnotische Phänomene als krankhafte, somatisch begründete Symptome ansah, führte Bernheim die hypnotischen Phänomene auf rein psychische Faktoren zurück.
Bernheim, Professor für Innere Medizin an der Universität von Nancy, lernte 1882 den Landarzt Liébeault kennen, der in seiner Praxis in Port-Saint-Vincent bei Nancy mit Hypnose arbeitete. Liébeaults Methode bestand darin, die Patienten seine Augen fixieren zu lassen und ihnen dann zu suggerieren, daß sie immer schläfriger würden. Hatte er den Eindruck, daß sie hypnotisiert waren, suggerierte er ihnen, daß sie von ihren Symptomen befreit seien. Und damit hatte er viel Erfolg.Von seinen ärztlichen Kollegen wurde Liébeault als Außenseiter abgetan; auch daß er kein Honorar für seine Hypnosen verlangte, machte ihn verdächtig.Sein Buch von 1866 1) wurde so gut wie nicht beachtet. Das änderte sich schlagartig als Bernheim sich öffentlich für Liébeault einsetzte und seine Methoden an der Universitätsklinik von Nancy einführte

Bernheim, dessen Lehrbuch über Hypnose (1886 2)) ein großer Erfolg wurde, wurde der erbitterte Widersacher Charcots und entschied die Auseinandersetzung mit der Salpetrière-Schule schließlich für sich. Seiner Theorie der Hypnose schlossen sich viele bekannte Psychiater im In- und Ausland an wie Forel, Schrenck-Notzing, Krafft-Ebing, Bechterew, um nur einige zu nennen. Bernheims Auffassung, daß Hypnose ein Zustand erhöhter Suggestibilität sei, der über Suggestionen hervorgerufen würde, wurde die theoretische Basis der sogenannten "klassischen Hypnose"

Literatur:
1) Liébeault, A. (1866). Du sommeil et des états analogues, considérés surtout au point de vuede l'action du moral sur le physique. Paris : Masson.
2) Bernheim, H. (1886). De la suggestion et de ses applications à la thérapeutique.Paris : Doin.