James Braid, Abbè Faria und Paul Broca

Hypnos- der griechische Gott des Schlafs

Mitte des 19. Jhrd. wurde die Theorie vom animalischen Magnetismus, das heißt die Annahme einer Kraft, die von außen auf den Patienten wirkt, fallengelassen. Dafür trat nun eine "innere"Kraft in das Blickfeld, die zuvor von den Kommissionen zur Untersuchung des animalischen Magnetismus, die Ludwig XI eingesetzt hatte, so geschmäht worden war: die Imagination. Dies bedeutete einen radikalen Wandel für die Erklärung der magnetischen Heilungen. Nun wurde die Ursache nicht mehr in der Person des Magnetiseurs gesucht, das heißt in seinen "magnetischen" Kräften, sondern beim Patienten. Und damit treten wir nach den altägyptischen Trancepraktiken, dem Tempelschlaf der Antike, dem Exorzismus und dem animalischen Magnetismus in ein neues Zeitalter der geistigen Beeinflussung von körperlichen Erkrankungen ein, in das Zeitalter der Hypnose.

Bild rechts: Der schottische Arzt und Chirurg James Braid (1795 - 1860) übernahm zunächst die Auffassung der Magnetiseure, daß es sich beim magnetisierten Zustand um eine Art Schlaf handele. Er prägte in seinem Buch von 1843 1) den Ausdruck "Hypnose" für den Zustand des "magnetischen" Schlafes - in Anlehnung an den griechischen Gott des Schlafes "Hypnos", der links abgebildet ist. Obwohl er später der Auffassung war, daß Hypnose und Schlaf voneinander verschieden sind, wurde der Name "Hypnose" bis heute beibehalten

Einer der ersten, der in England den magnetischen Schlaf auf Prozesse "im" Patienten zurückführte, war der schottische Arzt James Braid (1795-1860), der in Manchester praktizierte. Sein Interesse am Magnetismus wurde 1841 durch die Demonstrationen des französischen Magnetiseurs Lafontaine in Manchester erregt. Er glaubte, daß eine Ermüdung des Nervensystems nach langer Fixierung der Aufmerksamkeit die Trance herbeiführen würde. Daher nannte er diesen Zustand nicht mehr "magnetischen Schlaf", sondern "nervösen Schlaf" und wählte dafür den Ausdruck "Neuro-Hypnologie" (Neuro = Nerv; Hypnos = Schlaf), den er zu "Neurypnologie" verkürzte1). Schließlich prägte er dann den Ausdruck "Hypnose", der sich in der Folgezeit bis heute behaupten sollte. Bei seiner klinischen Arbeit arbeitete er durchaus "ressourcenorientiert" wie die folgende von ihm bei hysterischer Paralyse empfohlene Behandlung belegt:

"In such cases...by breaking down the previous idea, and substituting a salutary idea of vigour and self-confidence....(which can be done by audible suggestions....)..on being aroused…with such dominant idea in their minds,…the patients are found to have acquired vigour and voluntary power over their hitherto paralysed limbs…

Nach seinem Tod 1860 wurde er in Großbritannien kaum noch beachtet. In Frankreich hingegen wurden seine Ideen aufgegriffen. Über den Medizinprofessor Azam von der Universität Bordeaux erfuhr Paul Broca (später bekannt durch seine Arbeiten zur Aphasie) von den Methoden Braids. Bei einer 24jährigen Patientin verwendete er die Hypnose erfolgreich als Anästhetikum bei der Beseitigung eines besonders schmerzhaften Abzesses und erstattete darüber der Academie des Sciences Bericht. Die wohlwollende Aufnahme seine Berichts (insbesondere durch die damalige chirurgische Autorität Velpeau) ermutigte andere französische Ärzte (z.B. Durand de Gros), Hypnose zu verwenden.

Literatur:
1) Braid, J. (1843). Neurypnology; or the rationale of nervous sleep, considered in relation with animal magnetism. Illustrated by numerous cases of its successful applications in the relief and cure of disease. London: John Churchill.
2) Braid, J. (1853). Hypnotic therapeutics, illustrated by cases. With an appendix on tablemoving and spirit-rapping Reprinted from The Monthly Journal of Medical Science, July 1853), p.20.