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Hypnotherapie ohne Therapeuten?
Üblicherweise werden Hypnotherapien durch Übungen ergänzt, die der Patient zu Hause in Selbsthypnose durchführt, häufig angeleitet über Tonträger (CD, smartphone).
Sind diese Übungen wirklich nur Ergänzungen oder mehr? Könnten sie sogar den Kontakt mit einer Psychotherapeutin/Psychotherapeuten überflüssig machen?
Hypnotherapeutische Behandlung von Reizdarm und abdominalen Schmerzen bei Kindern: Behandlung durch einen Hypnotherapeuten im Vergleich zu hypnotherapeutischen Übungen per Tonträger (CD)
In einer aufwendigen und wissenschaftlich anspruchsvollen klinischen Studie aus Holland wurden 260 Kinder wegen colon irritabile (Reizdarm) und funktionellen abdominalen Schmerzen hypnotherapeutisch behandelt. In dieser Studie wurden die Kinder zufällig einer von zwei Gruppen zugeordnet:
Die „IHT(individual hypnotherapist)“-Gruppe nahm über einen Zeitraum von drei Monaten sechsmal an einer ca. einstündigen Hypnosesitzung mit einem Hypnotherapeuten teil. Neben den Sitzungen mit dem Therapeuten erhielten die Kinder eine CD für tägliche Übungen zu Hause.
Die Kinder der „CD-Gruppe“ wurden zu Hause von einer Krankenschwester im Beisein der Eltern in den Gebrauch einer CD eingeführt, die sie innerhalb von drei Monaten mindestens fünfmal pro Woche anhören sollten. Sie hatten keinen Kontakt mit einem Therapeuten. In beiden Gruppen wurden mit den Kindern Entspannungs- und Atemübungen mit begleitenden positiven symptomorientierten und ichstärkenden Suggestionen durchgeführt. Weiterhin wurden zur Reduktion von Angst und Stress Imaginationsübungen eingeführt (z.B. die „beach without worries“-Imagination).
Wie Abbildung 1 zeigt, verläuft die Reduktion von Schmerzhäufigkeit und –intensität in über den Behandlungs- und Katamnesezeitraum in beiden Bedingen ähnlich, mit einer etwas deutlicheren Reduktion in der IHT-Gruppe.
Ein Jahr nach Behandlungsbeginn bzw. 9 Monate nach Behandlungsende ist der Behandlungserfolg in der „IHT“-Gruppe im Vergleich mit der „CD-Gruppe“ um nur 8.9% besser.
Die Autoren schließen anhand eines vor der Studie festgelegten „non-inferiority““-Kriteriums, daß die Behandlung ohne Therapeuten der Behandlung mit Therapeuten nicht „unterlegen (inferior)“ ist und als eigenständige Behandlungsmodalität gelten kann.
Abbildung 1: Verlauf von Schmerzhäufigkeit und Schmerzintensität während der Behandlung (3 Monate) und der Katamnesephase (Messungen nach 6und 12 Monaten). Ein Jahr nach Behandlungsbeginn ist der Behandlungserfolg in der „CD-Gruppe“ nur um 8.9% geringer. Nach Ansicht der Autoren ist die Behandlung mit vs ohne Therapeuten gleichwertig.