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Die Bestimmung der Wirksamkeit von Hypnotherapie mittels Meta-Analysen
Die Verwendung von Meta-Analysen zur Beurteilung der Wirksamkeit eines psychotherapeutischen Verfahrens begann Anfang der 80er Jahre, hat aber die Hypnotherapie relativ spät erreicht. Die erste hypnotherapeutische Meta-Analyse wurde von Irving Kirsch 1995 durchgeführt, der dabei 20 klinische Einzelstudien berücksichtigte.
Eine Meta-Analyse faßt die Ergebnisse von mehreren Einzelstudien zusammen, etwa von Studien zur hypnotherapeutischen Behandlung von Übergewicht. Die für die Meta-Analyse relevanten Ergebnisse der Einzelstudien würden dann aus der Gewichtsabnahme (in kg) nach Hypnotherapie im Vergleich zu einer unbehandelten Kontrollgruppe oder aus dem Vergleich des Gewichts vor und nach der hypnotherapeutischen Behandlung bestehen. Zur zusammenfassenden Beurteilung der Wirksamkeit von Hypnotherapie bei Adipositas berechnet dann die Meta-Analyse aus den Ergebnissen der Einzelstudien einen Kennwert, die sogenannte Effektstärke (d), die als Wirksamkeitsmaß gilt. Werte von d=.2 bis d=.5 deuten auf eine geringe, von d=.5 - .8 auf eine mittlere und Werte über d=.8 auf eine hohe Wirksamkeit hin.
Die Konstanzer Meta-Analyse von 2002 (Bongartz et al., 2002; Flammer & Bongartz, 2003) war zum Zeitpunkt ihres Erscheinens die bis dahin umfassendste Meta-Analyse zur Wirkung von Hypnotherapie (Die Meta-Analyse finden Sie hier). Allerdings war damals nur eine begrenzte Zahl von Störungsbildern in den klinischen Einzelstudien untersucht worden und pro Störungsbild gab es nur wenige Studien. Daher wurden in der Meta-Analyse die verschiedensten Krankheitsbilder und Problemstellungen aus den damals zu Verfügung stehenden Studien zusammengefaßt und nicht etwa eine Meta-Analyse für nur ein Störungsbild durchgeführt. Trotz der großen Heterogenität der berücksichtigten Krankheitsbilder ergab sich dennoch eine zufriedenstellende Wirksamkeit von d=.63 (Der Wert bezieht sich auf sogenannte „RCT“-Studien, also Studien mit randomisierte Zuweisung der Patienten auf Behandlungs- und Kontrollgruppe(n)).
Etwa fünf Jahre nach der Konstanzer Meta-Analyse wurden um 2007 eine Reihe weiterer Meta-Analysen veröffentlicht, die sich nun auf spezielle Anwendungen von Hypnotherapie konzentrierten und deren Wirksamkeit belegten, z.B. Hypnotherapie bei Rauchern (Green et al., 2006), in der Psychosomatik (Flammer & Alladin, 2007) oder bei Depression (Shih et.al. 2009). Offensichtlich war in der Zwischenzeit genug geforscht worden, so daß eine genügende Anzahl thematisch homogener Einzelstudien vorlag.
Nach weiteren fünf Jahren kam die nächste „Welle“ von Wirksamkeitsanalysen, z.B. mit Meta-Analysen zum chronischem Schmerz (Adachi et al., 2014) oder Reizdarm (Schaefert et al., 2014)., die die Wirksamkeit von Hypnotherapie bestätigten. Und diese Welle scheint anzuhalten. Rotaru veröffentlichte 2016 eine Meta-Analyse zur Hypnotherapie bei posttraumatischen Belastungsstörungen, die eine hohe Wirksamkeit von Hypnotherapie bei diesen Störungen belegt (d=1.17 unmittelbar nach und d=1.58 vier Wochen nach Behandlungsende).
In diesem Jahr (2018) erschienen zwei Meta-Analysen. Die Ergebnisse der einen bestätigte die klinische Wirksamkeit von Selbsthypnose für eine Reihe von Problemen wie Schmerz, Stress, Angst (Eason & Parris, 2018). Die andere Meta-Analyse belegt die deutliche Überlegenheit einer Kombination von Hypnotherapie mit Kognitiver Verhaltenstherapie gegenüber der alleinigen Verwendung von Kognitiver Verhaltenstherapie bei Adipositas (Milling et al., 2018).
Was kann nun die Verwendung von Meta-Analysen, die erfreulich zugenommen hat und weiterhin zunimmt, für die Hypnotherapie leisten? Nach „außen“, d.h. z.B. gegenüber den Krankenkassen kann sie sich natürlich mit positiven, objektiv nachvollziehbaren Ergebnissen als eine erfolgreiche Therapieform legitimieren und damit auch ihren Platz in der Psychotherapielandschaft ausbauen.
Nach „innen“ könnte sie den HypnotherapeutInnen zeigen, welche hypnotherapeutischen Maßnahmen besser sind als andere. Aber das ginge natürlich nur, wenn bei Durchführung von Einzelstudien auch genau beschrieben würde, wie die Hypnose eingesetzt wurde, was oft nicht ausreichend der Fall ist. Daß die Art der Hypnose einen Unterschied macht, zeigt sich etwa in der oben erwähnten Meta-Analyse von Flammer & Alladin (2007). Die Autoren klassifizierten, soweit möglich, die hypnotherapeutischen Techniken der psychosomatischen Einzelstudien als klassisch, gemischt oder modern (im wesentlichen Ericksonianisch). Mit klassischen Methoden wurde eine Effektstärke von d= .33 erzielt, mit den gemischten von d= .73 , und mit modernen Techniken von d= 1.42. Dies waren die Ergebnisse bei psychosomatischen Störungen. Wie sieht es mit klassischen und modernen Techniken bei Sucht oder Depression aus? Genauso? Warten wir die nächsten Meta-Analysen ab.
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Eason A & Parris B (2018) Clinical applications of self-hypnosis: A systematic review and
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Green JP, Lynn SJ & Montgomery GH (2006). A meta-analysis of gender, smoking cessation, and hypnosis: A brief communication. International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis, 54, 224 - 233.
Flammer E & Alladin A (2007). The efficacy of hypnotherapy in the treatment of psychosomatic disorders: Meta-analytical evidence. International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis, 55, 251 - 274.
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